RESIDENZ-ATELIER



Das Atelier Robert ist ein idyllisch gelegenes historisches Atelierhaus des Malers Léo-Paul Robert (1851–1923) in Biel/Bienne, das von der gleichnamigen Stiftung verwaltet wird. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Atelierhaus als lebendigen Ort zu erhalten und so die Kulturszene der Region Biel/Bienne zu bereichern.

Das Atelierhaus wird als Residenz-Atelier für eine Dauer von drei bis fünf Jahren an nicht in Biel/Bienne wohnhafte, auch internationale Kunstschaffende vermietet.

Die nächste Ausschreibung erfolgt Ende April 2025, Mietbeginn ist Mai 2026.




Mark





DAS GEBÄUDE




Am 10. Juni 1886 wird der Gemeinde Biel ein Baugesuch mit folgendem Begleitschreiben eingereicht: „Herr Paul Robert wünscht, ein Atelier aus Stein zu erbauen und mit Ziegeln einzudecken; er bittet um die Erlaubnis, sofort mit den Arbeiten beginnen zu dürfen, da dieser Atelierbau durch einen bedeutenden Auftrag des Generalkomitees des Neuenburger Kunstmuseums veranlasst wird". Am 14. Dezember 1885 hatte Albert de Meuron seinen Freund Paul Robert, "den qualifiziertesten Künstler für eine Arbeit von diesem Ausmass und von dieser Bedeutung" angefragt, ob er die Ausmalung des Treppenhauses im neuerbauten Neuenburger Museum für Kunst und Geschichte übernehmen wolle. Léo-Paul Robert nimmt den Auftrag an, nachdem die von ihm vorgeschlagenen Themen des intellektuellen, des industriellen und des ländlichen Lebens, dargestellt im Rahmen von neuenburgischen Landschaften, (d.h. Seeufer mit Stadt Neuenburg, dem Plateau von La Chaux-de-Fonds und dem Val- de-Ruz), akzeptiert worden sind.



Beziehungen zum Kanton zeigt auch die Architektur des Ateliers, in dem die Gemälde entstehen sollen: so erinnern Detailformen an typisch neuenburgische Bauten vor allem aus Zeit der Renaissance.

Paul Robert, Architekt seines Atelierhauses, bekennt: „Ich habe als Reaktionär gehandelt, als ich die Pläne für mein Atelier entwarf. Man muss gegen unsere moderne Auffassung, alles industriell herstellen zu wollen, protestieren, wo man kann: mit Hingabe habe ich auch gegen die Gesetze der Symmetrie gesündigt, zum grossen Erstaunen meiner Arbeiter, die meinen, ein Gebäude sei nur dann gut und brauchbar. wenn es in der Art der Kasernen und der grossen Manufakturen mit schnurgerade aufgereihten Fenstern errichtet sei.“



Bei Roberts Atelier im Ried ist denn auch keine der Fassaden, weder die Giebelseite unter der spitzbogigen Ründi, noch die Traufseite mit dem um die Ecke laufenden Balkon, dem Schmuckkamin und dem grossen Oberlicht symmetrisch. Auch das Innere, das ähnliche Verhältnisse simuliert, wie sie im Treppenhaus des Neuenburger Museums existieren, kennt keine Achsensymmetrie. Hinter der Eingangsschmalseite ist in einem Drittel der Raumtiefe das Volumen in drei Geschosse unterteilt, danach folgt der vom Boden bis ins Dach durchgehende Oberlichtsaal. Diese Disposition erlaubte es dem Maler, die im Hauptraum auf Holzrahmen aufgespannten Leinwände aus verschiedener Höhe zu betrachten, ganz wie der spätere Besucher des Neuenburger Museums, der sich im Treppenhaus bewegt. 
Nach Vollendung der Trilogie „La vie intellectuelle, la vie industrielle, la vie agricole“, 1893, diente das Gebäude dem Maler weiterhin als Atelier und nach seiner Übersiedelung in den Jorat bei Orvin vorwiegend als Ausstellungsraum seiner Werke. Seit dem Übergang der Liegenschaft Unteres Ried an die Gemeinde Biel ist das Künstlerhaus nicht mehr im ursprünglich Sinn als Atelier und Ausstellungsraum genutzt worden.


Léo-Paul Roberts Bieler Atelier ist „das wohl stattlichste Künstlerhaus jener Zeit in der Schweiz“, (Dr. Georg Germann, Direktor des Bernischen Historischen Museums). Es ist heute als Baudenkmal von nationaler Bedeutung und als Werk und Wirkungsstätte eines bedeutenden Schweizer Malers unbedingt erhaltenswert.  (Dr. lngrid Ehrensperger) 



Mark




LÉO-PAUL ROBERT



︎︎︎Léo-Paul-Samuel Robert, (* 19. März 1851 in Biel/Bienne; † 10. Oktober 1923 in Orvin) war ein Schweizer Maler.

Robert war der Sohn von ︎︎︎Aurèle Robert und Julie Schneider und der Neffe von ︎︎︎Léopold Robert, die – wie auch seine Söhne Théophile Robert, Philippe Robert und Paul-André Robert – ebenfalls Maler waren.



Nachdem Robert von seinem Vater in die Kunst der Malerei eingeführt wurde, bildete er sich ab 1869 an der Münchner Kunstakademie weiter.

1871 starb sein Vater, worauf er zwischenzeitlich wieder ins Ried in Biel zurückkehrte. Es folgten weitere Bildungsaufenthalte in Florenz und Paris. 1896 erhielt er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin eine kleine Goldmedaille. Im Verlauf seiner Laufbahn malte Robert erst Allegorien, später Landschaftsbilder und zuletzt Aquarelle von Vögeln und Raupen.



Für das ︎︎︎Kunstmuseum in Neuenburg hatte Robert die Wandgemälde im Treppenhaus geschaffen und dafür das Atelier Robert im Ried erstellt.




Drei seiner zehn Kinder wurden ihrerseits bedeutende Maler:
︎︎︎Paul Theophile Robert (1879-1954)
︎︎︎Philippe Robert (1881-1930)
︎︎︎Paul André Reobert (1901-1977).




Die im ︎︎︎Neuen Museum Biel beheimatete Stiftung Sammlung Robert umfasst rund 3000 Werke – insbesondere Tier- und Pflanzendarstellungen – der Malerfamilie Robert.


Mark





GESCHICHTE



Der Maler Léo-Paul Robert (1851-1923) liess gegenüber von seinem Wohnsitz im Unteren Ried ob Biel 1886 ein freistehendes Atelier errichten. Die stattlichen Ausmasse dieses Gebäudes entsprechen dem Treppenhaus des Musée d‘art et d‘histoire Neuchâtel, mit dessen Ausmalung Robert zuvor beauftragt worden war. Sieben Jahre später, 1893, waren die drei monumentalen Gemälde vollendet und wurden in feierlicher Prozession nach Neuenburg überführt. Seitdem diente das Atelier dem Künstler vermehrt auch aus Ausstellungsraum für seine Werke.



Nach dem Tod Léo-Paul Roberts verkauften seine Erben 1926 mit dem gesamten Grundbesitz auch das Ateliergebäude der Einwohnergemeinde Biel und zwar mit der Auflage, es als Museum oder Ausstellungslokal zu erhalten. 



Da diese Auflage vor allem wegen des abgelegenen Standortes auf die Dauer nicht zu erfüllen war, wurde das Atelier zweckentfremdet und immer mehr vernachlässigt. Deshalb wurde 1986, hundert Jahre nach der Erbauung des Ateliers, die Stiftung Atelier Robert Biel/Bienne ins Leben gerufen mit der Absicht, das Gebäude von der Stadt Biel im Baurecht zu übernehmen, es zu restaurieren und wieder seiner ursprünglichen Zweckbestimmung als Atelier zuzuführen.



Am 11. September 1988 konnte die Stiftung das vorbildlich nach den Regeln der Denkmalpflege restaurierte Atelier der Öffentlichkeit vorstellen. Und am 1. Juni 1989 ist als erste Mieterin des Ateliers die Künstlerin Ise Schwartz aus Bonn eingezogen. Danach waren die Künstler Chris Weibel und Bernd Höppner mit ihrem Sohn Moritz sowie Rudolf Steiner & Barbara Meyer Cesta aka Haus am Gern zu Gast, gefolgt von Ingrid Wildi. Ab November 2010 wohnten Fredie Beckmans und Kamala Dawar im Atelier Robert und wurden im Frühling 2015 von Museng Fischer und Mark Pasquesi mit ihrer Tochter Josy abgelöst. Nach deren Auszug im Mai 2020 wurde das Atelier Robert einer umfassenden, knapp einjährigen Renovierung und Sanierung unterzogen. Im Mai 2021 übernimmt der neue Mieter, Nicolas Polli, das frisch instand gestellte Atelierhaus. 




Mark